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Eine Krebsdiagnose ist nicht automatisch ein Todesurteil

04.02.2021

Anlässlich des heutigen Weltkrebstags sprechen Dr. Volker Launhardt und Barbara Schüller vom Wermelskirchener Klinikum über Behandlungsmethoden.

Herr Dr. Launhardt, welche Bedeutung hat der Weltkrebstag?

Volker Launhardt: Den Tag gibt es seit vielen Jahren, er ist von der Internationalen Vereinigung gegen den Krebs (UICC) ins Leben gerufen worden. Ziel ist, die Öffentlichkeit für die für viele Menschen sehr einschneidende Erkrankung zu sensibilisieren und die Möglichkeiten der Prävention zu zeigen. Damit soll der Krankheit ein Format gegeben werden, so dass man sich damit beschäftigen und auseinandersetzen kann. Es ist ein Mittel der Öffentlichkeitsarbeit – vergleichbar etwa mit dem Internationalen Herztag.

Warum wird die Krankheit eigentlich als Krebs bezeichnet?

Volker Launhardt: Tatsächlich ist es ein sehr bildhafter Begriff, der erstmals im „Corpus Hippocraticum“, also zu altgriechischen Zeiten, beschrieben wurde. Der Name rührt daher, dass die Blutgefäße, die auf den beschriebenen Tumor zulaufen, wie geschwollene Krebsbeine aussehen. Es ist also die Ähnlichkeit zu den kleinen Kriechtieren, die der Krankheit ihren Namen gegeben hat. Der medizinische Begriff Karzinom kommt vom griechischen Wort karkínos und das heißt übersetzt Krebs.

Frau Schüller, welche Krebsarten sind hierzulande am meisten verbreitet?

Barbara Schüller: Man kann das nach den Geschlechtern unterteilen. Bei den Frauen ist es Brustkrebs, bei den Männern Prostatakrebs. In beiden Geschlechtern sind dann das Bronchial- und Lungenkrebs und der Darmkrebs zu nennen, etwas dahinter kommen dann Gebärmutterhals-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Was sind die wichtigsten Risikofaktoren?

Barbara Schüller: An allererster Stelle stehen hier sicherlich der überhöhte Nikotin- und Alkoholkonsum. Bei vielen Krebserkrankungen spielt die Fettleibigkeit eine Rolle, beim Hautkrebs darf man die Sonneneinstrahlung nicht vergessen, beim Speiseröhrenkrebs gibt es sogenannte Barrett-Erkrankungen – das sind Vorformen einer Tumorerkrankung –, beim Darmkrebs spielen die Ernährung und mangelnde Bewegung eine Rolle und beim Magenkrebs ist das Bakterium Helicobacter pylori ein Risikofaktor.

Was ist das?

Barbara Schüller: Das ist das Bakterium, das Magengeschwüre verursacht. Es ist bekannt, dass dadurch das Risiko des Magenkrebses erhöht wird.

Und kann man sich auch irgendwie davor schützen?

Barbara Schüller: Natürlich ist das in erster Linie die Vermeidung der Risikofaktoren. Darüber hinaus gibt es etablierte Früherkennungsuntersuchungen, die auch als Kassenleistung von den Krankenkassen übernommen werden. Als Beispiele sind hier Brust- oder Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, Prostatakrebs bei Männern und das regelmäßige Hautkrebsscreening sowie die Darmkrebsvorsorge bei beiden Geschlechtern zu nennen.

Ab welchem Alter ist das sinnvoll?

Barbara Schüller: Die Vorsorge für Brustkrebs ist ab 30 Jahren sinnvoll, die für Gebärmutterhalskrebs ab 20 Jahren. Ein Hautkrebsscreening ist ab 35 Jahren empfohlen, die Prostatavorsorge ab 45 Jahren. Die Darmkrebsvorsorge ist ab 50 Jahren sinnvoll. Die Früherkennungsuntersuchungen werden in der Regel vom Hausarzt koordiniert, der dann entsprechende Überweisungen zu den Fachärzten veranlasst.

Wie viel am Erkrankungsrisiko machen familiäre Vorbelastungen aus?

Barbara Schüller: Es sind einstellige Prozentzahlen. Bei zum Beispiel Darm-, Magen-, und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie bei Brust- und Eierstockkrebs gibt es genetische Veränderungen, die zu familiären Häufungen führen können. Hier können gegebenenfalls intensiviertere Vorsorgeprogramme nötig sein.

Ist der Krebs eine Zivilisationskrankheit?

Barbara Schüller: Teilweise ist er das, ja. Es gibt Leitlinien der Fachgesellschaften, in denen auf die Risikofaktoren eingegangen wird. Beispielsweise, dass etwa durch die asiatische Lebensweise Magenkrebs gefördert wird, während es durch den westlichen Lebensstil eher die anderen Krebsarten sind. Ich glaube aber nicht, dass es eine reine Zivilisationskrankheit ist.

Volker Launhardt: Ein Teil der Krebserkrankungen ist ja auch der prinzipiell erfreulichen Tatsache geschuldet, dass das Lebensalter in den zivilisierten Industrienationen in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen ist. Und Krebs tritt nun einmal, zumindest im Teil, vermehrt in höheren Lebensaltern auf.

Eine Krebsdiagnose ist heute kein Todesurteil mehr, oder?

Barbara Schüller: Die Heilungschancen sind deutlich gestiegen, auch wenn das bei den verschiedenen Krebserkrankungen sehr unterschiedlich ist. So liegen sie bei Brustkrebs etwa bei rund 80 Prozent, während sie beim Bauchspeicheldrüsenkrebs nur unter zehn Prozent liegen. Eine Krebserkrankung wird dennoch heute oft eher als chronische Erkrankung eingestuft. Das liegt an den verbesserten Therapiemethoden. So kann bei Darmkrebs mit Metastasen durch die Therapie durchaus eine Lebensverlängerung mit deutlich verbesserter Lebensqualität erreicht werden.

Ist das auch eine Veränderung der Wahrnehmung?

Barbara Schüller: Durchaus, ja. Die Psyche spielt bei einer Krebserkrankung eine große Rolle. Eine Krebsdiagnose ist nicht automatisch ein Todesurteil.

Welche Warnsignale gibt es?

Barbara Schüller: Wenn man sich selbst beobachtet – etwa beim Duschen –, sollte man sich die Haut regelmäßig ansehen und bei Veränderungen den Arzt aufsuchen. Frauen wird einmal im Monat eine Eigenuntersuchung der Brust empfohlen. Andere Warnsymptome sind etwa ein außergewöhnlicher Gewichtsverlust, starkes nächtliches Schwitzen, Schmerzen, die längere Zeit bestehen, sichtbares Blut im Stuhl. Schluckstörungen können auf Magen- oder Speiseröhrenkrebs hinweisen – im Prinzip sollte man bei allen Veränderungen hellhörig werden, die sich nicht nach kurzer Zeit als normal bestätigen lassen, und dann den Hausarzt zur weiteren Abklärung aufsuchen.

Welche Umweltfaktoren begünstigen Krebs?

Barbara Schüller: Unter den inhalativen Umweltfaktoren sind nach wie vor Substanzen wie Asbest zu nennen. Das Hauptproblem ist aber sicherlich weiterhin das aktive und passive inhalative Rauchen.

Wird man den Krebs irgendwann besiegt haben?

Barbara Schüller: Ich glaube, dass es eine Utopie ist. Ich denke, dass Krebserkrankungen so viele potenzielle Auslöser haben – Umweltfaktoren, persönliche Risikofaktoren, familiäre Belastungen -, dass ich nicht glaube, dass man sie vollständig verhindern können wird. Sicherlich wird es aber in einigen Bereichen Therapien geben, die das Erreichen eines normalen Lebensalters ermöglichen.

Volker Launhardt: Gerade in den vergangenen fünf bis acht Jahren sind viele unterschiedliche Therapieformen auf den Markt gekommen, die individuell maßgeschneiderte oder molekulare Therapien bieten. Diese sind in ihrer Verträglichkeit so viel besser, dass sie dem Patienten eine langfristige Behandlung ermöglichen. So fallen viele Belastungen durch die bisherigen konventionellen Therapieformen mit all ihren Nebenwirkungen weg. Die somit bessere Behandelbarkeit vieler Krebsformen kann das erwähnte Erreichen eines normalen Lebensalters möglich machen.

Quelle: Remscheider General-Anzeiger (04.02.2021) 

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