25.09.2020
Veranstaltungen wie die Herzwochen werden von Menschen gerne in Anspruch genommen, erklärt Dr. Launhardt. Unter Umständen kann dies Leben retten. Chefarzt Dr. Volker Launhardt spricht im Interview über den internationalen Herztag.
Was ist die häufigste
Erkrankung des Herzens?
Dr. Volker Launhardt:
Aus dem großen Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist in Deutschland hier
wohl der Hypertonus, also der Bluthochdruck, zu nennen. Diese Erkrankung zieht
jedoch eine Vielzahl an Folgeerkrankungen nach sich. Etwa
Durchblutungsstörungen, Schlaganfall, Herzschwäche oder Schäden an der Niere.
Nehmen Erkrankungen
des Herzens insgesamt zu oder ab?
Launhardt: Statistisch
gesehen nimmt das Krankheitsbild zu. Das hat allerdings unterschiedliche
Gründe. Zum einen etwa das steigende Alter der Bevölkerung, man geht aber auch
insgesamt sensibler mit dem Thema um. Das führt dann dazu, dass die Menschen
verstärkt auf sich achten und somit oft früh genug zum Arzt gehen, so dass
Diagnosen vermehrt gestellt werden.
Sind Herzerkrankungen
sogenannte Zivilisationskrankheiten?
Launhardt: Ganz sicher
kann man das so sagen. Die Häufigkeit von Bluthochdrucksituationen geht ganz
klar einher mit Übergewicht oder Immobilisation – klassischen Auswirkungen von
Zivilisationskrankheiten.
Wer ist davon
besonders betroffen?
Launhardt: Es gibt
nach wie vor ein geringes Plus bei der männlichen Bevölkerung, das allerdings
nicht mehr so ausgeprägt ist, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Außerdem nimmt
die Erkrankungshäufigkeit ab dem vierten oder fünften Lebensjahrzehnt zu.
Darüber hinaus ist aber eine klare Betroffenheit bestimmter
Bevölkerungsschichten nicht zu erkennen.
Wie kann man das Herz
fit und gesund halten?
Launhardt: Das ist im
Grunde genommen ganz einfach, wenn man einige Empfehlungen beherzigt. Das eine
Thema ist die ausgewogene Ernährung und die damit einhergehende Vermeidung von
Übergewicht. Ein weiteres Thema ist ein ausreichendes Maß an körperlicher Aktivität.
Man sollte sich einige Male in der Woche bewusst bewegen – sicher nicht als
Hochleistungssport, aber schon mit einer gewissen Anstrengung. Das ist heute so
wichtig und richtig wie vor 20 oder 30 Jahren. Natürlich sollte man auch
zusätzliche Risikofaktoren vermeiden – Stichwort: Rauchen. Rauchen ist der
Killer Nummer eins, zumindest was Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft.
Was genau ist
eigentlich die Aufgabe des Herzens?
Launhardt: Das Herz
stellt sicher, dass es im Kreislauf eine ausreichende Blutzirkulation gibt. Das
ist bis in der Peripherie wichtig, um alle Organe mit Sauerstoff und
Nährstoffen zu versorgen. In dieses komplexe Kreislaufgefäßsystem ist das Herz
zentral als Saug-Druck-Pumpe eingelassen. Das Herz saugt das verbrauchte Blut
aus der Peripherie an, pumpt es durch die Lunge und erfrischt es dort, um es
dann auf der anderen Seite wieder mit Sauerstoff und Energie angereichert in
den Kreislauf abzugeben.
Merkt man Schädigungen
oder Erkrankungen des Herzens frühzeitig – oder ist es dann oft schon zu spät?
Launhardt: In der Tat
ist es so, dass die Hauptbegleiterkrankungen, die zu den
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, eben der Bluthochdruck oder Diabetes
Mellitus, symptomfrei verlaufen. Sie können lange Jahre unbemerkt Schäden in
einem Körper anrichten, bis dann der Schlaganfall oder der Nierenschaden da
ist. Ziel muss eben sein, durch Aufklärung und Früherkennung dafür Sorge zu
tragen, dass die Risikofaktoren rechtzeitig auffallen, bevor sie Schaden
hinterlassen haben. Es wäre sinnvoll, früher die Risikofaktoren zu behandeln,
als später die Krankheit. Das wäre der Wunschzustand, das klappt natürlich
nicht immer. Aber durchaus häufiger als in der Vergangenheit. Wenn die
Erkrankung schon ausgebrochen ist, kann ihr Verlauf durch die Beeinflussung der
Risikofaktoren allerdings auch verlangsamt oder gemildert wären. Das ist aber
nur die zweitbeste Lösung.
Gibt es dennoch
Symptome, auf die man achten sollte?
Launhardt: Wenn man
etwa in Phasen von Stress oder Erregung einen roten Kopf hat, wenn man
unerklärlichen Schwindel oder Sehstörungen hat, wenn man Beklemmungen oder
Missempfindungen erlebt oder wenn man unter Belastung, die man eigentlich
bislang immer gut ausgehalten hat, plötzlich sehr kurzatmig ist, können das
alles Hinweise auf Bluthochdruck sein. Und dann sollte man das überprüfen
lassen.
Wie wichtig sind die
Faktoren Rauchen und Übergewicht?
Launhardt: Das sind in
gewisser Weise die Kardinalsünden. Für das Rauchen sind die messbaren
Zusammenhänge offensichtlicher als für das Übergewicht. Aber auch da ist es
unstrittig, dass es ein Risikofaktor ist. Man kann pauschal sagen: Jeder, der
sein Übergewicht reduziert, tut etwas Gutes für seine Gesundheit – und nicht
nur in Bezug auf das Herz, sondern auch auf die anderen Organe oder die Gelenke
und letztlich die gesamte Lebensqualität.
Welche Rolle spielt
das Alter – werden nur ältere Menschen herzkrank?
Launhardt: Es können
auch junge Menschen am Herzen erkranken, aber es ist schon so, dass ältere
Menschen vermehrt Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen und auch vermehrt die
Risikokonstellationen aufweisen. Es gibt auch eine Reihe von
nicht-zivilisatorischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die zum Teil in sehr
jungen Jahren Bluthochdruck hervorrufen können. Das sind zum Teil
Hormonstörungen oder angeborene Gefäßveränderungen. Diese Erkrankungen sind
sehr viel seltener, aber es kann auch in jungen Jahren auftreten.
Glauben Sie, dass die
Öffentlichkeit auf die Herzgesundheit vermehrt hingewiesen werden muss?
Launhardt: Es ist
keine Frage, dass man immer besser werden kann. Außerdem gilt: Wenn man
aufhört, sich verbessern zu wollen, wird man schlechter. Die medizinische
Fachwelt und auch die Medien sollten daher immer zusehen, den Anspruch
hochzuhalten, die Öffentlichkeit zu informieren. Es gibt aber tatsächlich viele
Aufklärungsprogramme, gerade auch von den Krankenkassen, die das auch machen,
um Kosten durch Krankheiten einzusparen – was völlig legitim ist. Ich glaube
zwar schon, dass wir diesbezüglich recht gut aufgestellt sind, aber besser geht
natürlich immer. Daher ist man gut beraten, Verbesserungspotenziale zu erkennen
und diese auch zu nutzen.
Helfen hier Aktionen
wie die Herzwoche oder der Internationale Herztag?
Launhardt: Das glaube ich ganz sicher.
Das Interesse an den jährlichen Herzwochen ist beispielsweise immer sehr hoch –
das gleiche gilt übrigens auch für entsprechende Veranstaltungen anderer
Disziplinen. Im Moment steht zwar alles ein wenig unter dem Schatten der
Corona-Pandemie, da haben die Menschen im Moment vielleicht Sorge, zu solchen
Veranstaltungen zu gehen. Aber ich denke auch, dass sich das wieder
normalisieren wird. Und dann können solche Veranstaltungen aufklären und unter
Umständen auch Leben retten.
Quelle: Remscheider General-Anzeiger (25.09.2020)
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